Das Ruhrgebiet wird auf Grund seiner stadtstrukturellen Bedingungen nie eine Weltstadt werden, und das muss es auch nicht um wieder ökonomisch erfolgreich zu sein. Berlin ist auf dem Weg dorthin und wird deswegen immer mehr Menschen anziehen die eine globale Orientierung haben. Die globale Rolle New Yorks wird es dabei allerdings nie erreichen und sollte diese auch nicht anstreben. Ich selber werde auf Grund meines Alters das Endergebnis dieses Prozesses allerdings nicht mehr erleben, und das ist wahrscheinlich gut so. Noch ist diese Stadt nämlich für den größten Teil ihrer Bewohner lebenswert und bezahlbar. Noch immer gibt es Wachstumspotentiale die nicht zerstörerisch sondern für die gesamte Stadtentwicklung produktiv sind. Noch gibt es Stadtteile, die Menschen mit wenig Geld und mit vielen Ideen eine inspirierende Umgebung bieten.
Vor allem aber gibt es, was mein Tangoleidenschaft betrifft, immer noch ein schier unglaubliche und zugleich wachsenden Vielfalt an Tanzorten und Musikveranstaltungen, die mittlerweile Tangueras und Tangueros aus der ganzen Welt anziehen. Ein multikultureller Schmelztiegel der die ursprüngliche migrantische Tradition dieses Tanzes erneut erblühen lässt und ihr zugleich eine neue urbane Integrationsfunktion ermöglicht, ja von ihm verlangt. Mein Lieblings Milonga- so nennt man die Tanzorte beim Tango Argentino - liegt nicht weit von meinem Büro im Bezirk Wedding in einem ehemaligen Fabrikkomplex. Die mit der Stadtentwicklungsgeschichte Berlins eng verbundene gestapelte Manufaktur, die nicht nur dort von Anfang an inmitten ebenso hoch verdichteter Wohngebiete ihren mehrgeschossigen Standort fand, ist jetzt ein privat betriebener kultureller Ort geworden, der, wenn auch mit verschiedenen musikalischen und tänzerischen Vorzeichen, sowohl mich als auch meine Tochter anzieht.